WAZ 20.01.2000 / LOKALAUSGABE / ESSEN
Auf Anhieb einen Sitz im West-Bezirk errungen
Wolfgang Freye setzt auf Bürgerbeteiligung
FROHNHAUSEN. Zum ersten Mal in seinem Leben
hat er sich als Kandidat für eine öffentliche
Parlamentswahl aufstellen lassen. Auf Anhieb
wurde er gewählt: Wolfgang Freye (PDS) ist neu
in der Bezirksvertretung für den Essener Westen.
Gerechnet hatte der 54-jährige
Werkzeugmacher aus dem Stadtteil Frohnhausen
allerdings nicht mit diesem Erfolg. Doch auch
seiner Ehefrau, Gabriele Gieseke, erging es
nicht anders. Sie ließ sich von der PDS für
den Rat der Stadt Essen aufstellen - auch sie
ist nun gewählt und somit Ratsfrau.
Dass die Partei des Demokratischen
Sozialismus überhaupt angetreten war,
begründen die PDS-Parlamentarier mit dem vor
allem im Westen der Stadt befürchteten
Rechtsruck. Dem wollten wir von vorne herein
etwas entgegensetzen, betont Wolfgang Freye,
der für eine linke Opposition im Bezirk III
eintritt. Doch Freye ist der einzige Vertreter
seiner Partei in dem Bezirksparlament III.
Ihm ist bewusst, dass dort keine große
Politik und schon gar keine Ideologie
notwendig ist. Trotzdem hat Freye, der in
Essen zu den Mitbegründern der PDS gehört,
großes Interesse, an den Problemen und
Belangen der Bewohner des Essener Westens
mitzuentscheiden.
Freye, der seit 1981 in Essen und seit dieser
Zeit auch in Stadtteilen des Bezirks III
wohnt, vermisst beispielsweise Überlegungen,
Anstrengungen und politische Entscheidungen,
die dem Abbau von Arbeitsplätzen
entgegenwirken. Seiner Meinung nach müsste
auch dieses Parlament alle möglichen Maßnahmen
ergreifen, um Arbeitsplätze zu schaffen und zu
sichern.
Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der
Wohnumfeld-Situation an der A 40 werden von
Freye genau so gefordert wie die Fortsetzung
des Stadtteilprojekts Altendorf: Alle
Maßnahmen mit hoher Bürgerbeteiligung und
großen Bürgerengagement finden meine
Unterstützung.
Freye wurde im niedersächsischen Peine
geboren. Der Werkzeugmacher arbeitete bei
Salzgitter-Stahl, bevor es ihn, bedingt durch
den Arbeitsplatz, nach Essen zu Krupp-Widia
zog. Dort ist er, sofern er nicht für den
Betriebsrat tätig ist, in der
Qualitätssicherung beschäftigt.
Das Mitglied des PDS-Landesvorstands - er ist
dort Landesschatzmeister der 1000 Mitglieder
starken Landespartei - ist privat eher
zurückgezogen. Er liest viel und widmet sich
seiner riesigen Musik-CD-Sammlung, in der
neben klassischer Musik auch wahre Schätzchen
des Blues schlummern.
In der Freizeit zieht es ihn mit seiner Frau
nach Südfrankreich. Nun ja, auf Kuba war er
allerdings auch schon einmal, aber nur eben
so, um Urlaub zu genießen.
|