WAZ Essen 21.02.2002
Im Kinderrat sollen die Jüngsten mitreden
PDS-Initiative: Arbeitsgruppe will
Nachwuchs-Parlament im Bezirk III möglich
machen
Von Gordon K. Strahl
Essener Westen. Kinder brauchen mehr Rechte -
davon ist die PDS im Bezirk III überzeugt und
lud zu einer Bürgerversammlug ein, um über das
Für und Wider eines Kinderparlaments zu
diskutieren. Ein Ergebnis: Die
Bezirksvertreter wollen wieder zur Schule gehen.
Kompetente Gesprächspartner saßen bei
PDS-Bezirksvertreter Wolfgang Freye am Tisch
im Treffpunkt Altendorf. Die Vorsitzende des
Kölner Kinderrings Helga Blüml berichtet von
Erfahrungen mit dem Kinderparlament in ihrer
Stadt.
Siegfried Meyer von der Bürgerliste Nord und
Ilona Kirchner, die Kinderbeauftragte im
Bezirk V, erzählen von ihren ersten
Erfahrungen mit dem frischgebackenen
Kinderparlament im Essener Norden.
Tenor: Ein Parlament von Erwachsenen solle
nicht imitiert werden. Meyer: "Wir haben
verschiedene Arbeitsgruppen gebildet, in denen
sich die Kinder projektbezogen mit Themen
beschäftigen." Blüml betont, die Moderation
müsse stimmen. "Das muss jemand sein, der mit
Kindern umzugehen weiß."
Margret Raesfeld, Leiterin der Gesamtschule
Holsterhausen, und Sabine Howaldt, Leiterin
der evangelischen Kindertagesstätte Ohmstraße,
geben Einblick darüber, wie in ihren
Einrichtungen Kinderbeteiligung praktiziert
wird. So gebe es in der Gesamtschule
wöchentlich einen Klassenrat, einmal pro Monat
leiten die Schüler eine
Jahrgangsstufenversammlung.
Skeptisch zeigt sich Jürgen Schroer vom
Kinderbüro der Stadt Essen. "Ein
Kinderparlament muss legitimiert, das heißt
gewählt werden", ist Schroer überzeugt. Auch
sei die Gefahr parteilicher Manipulation der
Kinder gegeben. Die Bezirks-Kinderbeauftragte
Marianne Bluhm weist auf bereits vorhandene
Beteiligungsmöglichkeiten von Kindern hin.
Sabine Howaldt spricht ein anderes Problem
an: "Die Kinder müssen frühzeitig Ergebnisse
sehen." Am Ende der lebhaften Diskussion
fanden sich Interessierte für eine
Arbeitsgruppe zusammen, die erörtern will, wie
ein Kinderrat im Bezirk III realisiert werden
kann.
Im Stadtteilparlament der Erwachsenen fand
ein PDS-Antrag, eine solche Arbeitsgruppe zu
gründen, keine Gnade: Mit den Stimmen der CDU
wurde er abgelehnt. Auch bei der ansonsten gut
besuchten Veranstaltung im Treffpunkt
Altendorf waren Politiker Mangelware:
Lediglich zwei SPD-Bezirksvertreter nahmen teil.
"Wenn offensichtlich das Interesse bei den
Kollegen fehlt, dann muss man so etwas
verpflichtend organisieren", meint
SPD-Bezirksvertreter UdoKarnath. Er schlägt
vor, eine der nächsten BV-Sitzungen in der
Gesamtschule Holsterhausen abzuhalten.
Pikant findet Freye, dass die CDU den
Kinderrat auf Bezirksebene blockiert, "während
die Landes-CDU sich gerade für die Aufnahme
von Kinderrechten in der Landesverfassung
stark gemacht hat."
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