WAZ 04.08.2000, STADTTEIL-ZEITUNG
Nina Eumann zieht Zwischenbilanz ihrer Arbeit
ESSENER SÜDEN. Erste politische Erfahrungen
sammelte die heutige PDS-Bezirksvertreterin
Nina Eumann (34) in der DKP, doch auch nach
ihrem Austritt interessierte sie sich weiter
für Politik. Die Steuerfachwirtin zog vor zwei
Jahren aus ihrer Heimatstadt Mülheim nach
Essen. Seit 1993 ist sie Mitglied der PDS. Im
September 1999 wurde sie für ihre Partei in
die Bezirksvertretung II gewählt.
- STADTTEIL-ZEITUNG:
Hand aufs Herz: Haben Sie vor einem Jahr geglaubt, dass sie heute in der BV sitzen würden?
- Eumann:
Nach der Aufhebung der Fünf-Prozent-Hürde war schon klar, dass wir eine Chance hätten. Zugegeben: Am Wahlabend war ich doch ziemlich überrascht. Mein Einzug in die BV hat sich buchstäblich in letzter Minute entschieden.
- STADTTEIL-ZEITUNG:
Wie fühlt man sich dort als einzige PDS-Vertreterin?
- Eumann:
Der Anfang war nicht ganz leicht. In unserer Partei haben wir ja alle keine Erfahrung in Rat oder BV. In den Sitzungen bekommen wir dann oft Dinge vorgelegt, deren Hintergründe wir gar nicht kennen. Auch die Vorgänge in der Verwaltung sind für Neulinge oft schwer zu durchschauen.
- STADTTEIL-ZEITUNG:
Wie viel Zeit verwenden Sie auf ihre Arbeit in der BV?
- Eumann:
Sechs bis acht Stunden pro Woche muss ich schon investieren. Beim Lesen der Vorlagen musste ich zunächst oft einen Stadtplan zu Rate ziehen. So lange wohne ich ja noch nicht in Essen. Aber inzwischen kenne ich mich vor Ort schon ganz gut aus.
- STADTTEIL-ZEITUNG:
Wie ist das Verhältnis zu den anderen Parteien?
- Eumann:
Erfreulich gut. In der ersten Sitzung musste ich zwar einsam und allein am Katzentisch sitzen, aber das war wohl keine böse Absicht.
- STADTTEIL-ZEITUNG:
Sie fühlen sich also nicht ausgegrenzt?
- Eumann:
Nein. Als Einzelperson besitze ich keinen Fraktionsstatus. Deshalb dürfte ich eigentlich auch keine Anträge stellen. Trotzdem hat der Bezirksvorsteher meine Anfrage zu den NS-Zwangsarbeitern auf die Tagesordnung gesetzt. Das ist ja auch nur demokratisch. Wir werden demnächst sogar gemeinsam die Orte der ehemaligen Lager besuchen.
- STADTTEIL-ZEITUNG:
Was haben Sie sich für die Zukunft vorgenommen?
- Eumann:
Nach der Sommerpause möchte ich mir gern einen Kreis von Personen aufbauen, mit denen ich enger zusammenarbeite. Acht PDS-Mitglieder im Bezirk sind doch eine etwas schmale Basis. Ansonsten werde ich mich wohl besonders um die Kinder- und Jugendpolitik kümmern. Die BV-Kolleginnen und -Kollegen meinen, zwei Jahre seien als Einarbeitungszeit normal. Dafür liege ich ganz gut in der Zeit, denke ich.
|